Interview
Es ist nicht leicht, von sich zu erzählen. Eine Person, die mich schon lange in meinem Atelier begleitet, hat mir dabei geholfen und mir ein paar Fragen gestellt.
C: Nicola, was hat dich zu der gemacht, die du heute bist?
Dass ich heute ein Atelier führe, in dem ich male und Kurse gebe, war lange nicht geplant. Ich bin Kunsthistorikerin und habe anfangs als Redakteurin gearbeitet. Gemalt habe ich damals auch schon aber nur für mich. Die Familiengründung mit zwei Kindern hat dann vieles verändert und mich vor 15 Jahren zu dem mutigen Schritt geführt, mich ganz der Malerei zu widmen. Es gab erste regionale Ausstellungen. Rund vier Jahre später wurde ich Panartlehrerin. Diese Maltechnik ist sehr gut geeignet, Menschen an das Malen heranzuführen, also Kurse zu geben. Wir haben zu der Zeit in den Nebengebäuden unseres Altbaus einen Dachboden entdeckt, der groß genug dafür war. Nach mehreren Umbauten ist daraus mein heutiges Atelier entstanden. Die Räume sind für eine Malschule einfach perfekt.
C: Gibt es nicht genug Malschulen in Bonn?
Nein, meiner Ansicht nach gibt es davon sogar zu wenige. Gerade jetzt, nach mehreren Jahren der Pandemie, ist es doch ganz wichtig für Kinder, Jugendliche und für Erwachsene, Erfahrungen im Bereich der Kreativität zu sammeln, mit Material zu arbeiten, die Wahrnehmung zu schulen, Ideen zu entwickeln und das in einer analogen Form. Die Schulen können das mit ihrem eingeschränkten Unterrichtsangebot in Kunst nicht vollständig leisten. So wie Musikschulen haben auch Malschulen eine wichtige Aufgabe.
C: Wo liegen deine Schwerpunkte?
Meine künstlerischen Themen betreffen den menschlichen Körper und seine Ausdrucksformen. Damit auch die Darstellung von Gefühlen und Emotionen, Menschen in Beziehung zueinander. Begonnen hat alles mit intensivem Aktzeichnen. Ich habe die Zeichnungen dann als Grundlage für meine Bilder benutzt, für die „Körperdialoge“. Dann habe ich alte Fotos meiner Ahnen abgemalt. Daraus entwickelten sich die „Gesichtslandschaften“. Besonders wichtig ist mir, das richtige Maß an Abstraktion zu finden.
C: Was gefällt dir an der „Dialogmalerei“ an meisten?
Die Erkenntnis, dass wir nicht nur untereinander kommunizieren oder mit uns selbst, sondern wenn wir malen oder zeichnen auch mit dem, was wir da neu schaffen. Wir „sprechen“ mit dem Bild. Das heißt malen und auf das Gemalte reagieren, und das in kürzesten Momenten, nonverbal, nur durch unsere geschulte Wahrnehmung. Meine flüssigen Farben sind nicht immer kontrollierbar, dadurch gibt das Bild immer wieder überraschende Antworten. Der Malprozess wird spontan und intuitiv und das ist vor allem sehr hilfreich für den Einstieg.
C: Mit welcher pädagogischen Haltung arbeitest du?
Ich arbeite mit einem tiefen Respekt vor der Kreativität, dem Können und den Möglichkeiten der Schüler*innen und bin dabei intensiv zugewandt. Ich biete an und setze auf den Reiz des Spielerischen, auf die Neugierde. Damit wird das Interesse geweckt und es fällt leichter, konzentriert dranzubleiben. Neben technischen Fertigkeiten ist es für ein gutes Bild genauso wichtig, richtig Sehen zu lernen. Kreativ an Dinge herangehen zu können.
C: Was war dein schönstes Feedback?
Die Mutter einer ehemaligen Schülerin traf ich nach fünf Jahren zufällig wieder. Da erzählte sie mir, dass ihre Tochter durch meinen Unterricht so motiviert war, dass sie das Malen und die Kunst zu einem wichtigen Teil ihres Lebens gemacht hat.
Aber auch die Tatsache, dass es Malende gibt, die seit dem Beginn also seit 2012 regelmäßig und durchgängig ins Atelier kommen, gibt mir die Kraft, auch in so schwierigen Zeiten wie denen einer Pandemie weiterzumachen.
C: Welche Lebensstationen waren wichtig, und vor allem, warum?
Im Rückblick glaube ich, dass jede Station wichtig und sinnvoll war, auch wenn der Weg nicht gerade war. Sehr wichtig war mein Studium, und die redaktionelle Arbeit zu den Themen Kunst und Kulturgeschichte danach. Oder der Beginn meiner intensiven Arbeit als Malerin mit meiner ersten Ausstellung in Bonn. Dann die Arbeit mit Menschen in meinen Kursen im Atelier. Zeitgleich habe ich als Stadtführerin mehrere Jahre gearbeitet. Ich hatte dann irgendwann das Bedürfnis, meine pädagogischen Kenntnisse zu vertiefen. Dazu bin ich seit 2015 durch drei Fortbildungen gegangen. Im Grunde drehte sich alles schon immer um die Kunst und ihre Vermittlung. Ich bin glücklich, dass ich das heute in meiner Malschule umsetzen kann.